NEXT GENERATION FOOD 2015: Der Nachbericht von E-Food Blog

von Gastautor

Am 29. September 2015 fand in der Berliner Kalkscheune zum dritten Mal die “Next Generation Food” Konferenz statt, die sich inzwischen als das Familientreffen der digitalen Food-Branche etabliert hat. Auf ihr kommen große Hersteller, etablierte Pure Player und junge Start-ups zusammen, um sich über die aktuellen und zukünftigen Entwicklungen der Food-Landschaft auszutauschen und diese aktiv mitzugestalten.

Der Next Generation Food Think Tank begann auch dieses Jahr wieder mit zahlreichen Keynotes, die einen Einblick in die nationale und internationale Foodszene geben sollten. Max Thinius zeigte in seinem Vortrag “Cultural Shift meets Food- Die Rückkehr der Doppelrahmstufe” wie die Voll-automatisierung Einzug in die Haushalte nimmt und die Konsumenten Bestandteile von Ökosystemen werden. Dies zeigten vor allem jüngste Entwicklungen wie Amazon Dash und formulierte Visionen von Tesla und Co.
Dagmar Bottenbruch gab den Teilnehmern im Anschluss einen Einblick in die internationale Foodtech Entwicklung und präsentierte Beispiele für Disruption im Nahrungsmittelbereich wie Soylent.

Ob der Online-Lebensmittelhandel in Deutschland eine Möchtegern- Modeerscheinung ist oder nicht,  konnte Lars Hofacker, Leiter Forschungsbereich E-Commerce am EHI-Retail Institut beantworten. Nach umfangreichen Testbestellungen und einer Analyse der bestehenden E-Food Landschaft wurde klar, dass es sich hier keines Wegs um eine Modeerscheinung handelt, sondern der Markt mittlerweile in recht großen Kinderschuhen steckt.

Jan Honsel und Jana Würfel von Pinterest erklärten in ihrer Keynote zum Thema Food-Trends, wie Unternehmen aus dem Food-Bereich die Plattform am effektivsten nutzen können. Entgegen der allgemeinen Auffassung sei die Plattform kein soziales Netzwerk, sondern vielmehr ein Entdeckungs- und Bookmarking-Tool für die User. Daher eigne sich Pinterest besonders für Unternehmen, die mit ihrem bereits vorhandenen, hochwertigen Content eine größere Reichweite erzielen möchten.

Ein weiterer Höhepunkt vor der Mittagspause war der Power-Talk, in dem Martin Groß-Albenhausen (bevh-Services), Christian Eggert (Bonativo), Kai Schmidt (Alnatura) und Renate Künast, Vorsitzende des Ausschusses für Recht und Verbraucherschutz, über die Zukunft des Lebensmittelhandels diskutierten. Deutlich wurde, dass sich dieser neu aufstellen und an die Wünsche der Verbraucher anpassen muss. Konsumenten fordern im digitalen Zeitalter zum einen die Convenience des E-Commerce auch für die Lebensmittelbranche, was Hersteller wie Alnatura vor die große Herausforderung stellt, das Serviceangebot des stationären Handels (im Sinne von H2H, Human to Human) ohne Qualitätsverlust ins Netz zu übertragen. Zum anderen schreibt der Konsument Themen wie Transparenz, Regionalität und Bio so groß wie nie zuvor. Nachhaltige Lebensmittellieferungskonzepte wie das Bonativos als Antwort auf Internetriesen wie Amazon oder die Einführung des Bioburgers in das McDonald’s Sortiment bilden dabei jedoch nur den Anfang der Veränderung. Renate Künast schloss mit der Vision, dass regional und ökologisch in Zukunft den Normalfall bilden werden und die Bereitschaft der Kunden, dafür einen Euro mehr zu zahlen, weiter zunehmen.

Nach der Mittagspause konnten sich die Teilnehmer für eine von vier parallel laufenden Sessions zu den Mega-Trends im Food-Markt entscheiden: Tech, Marketing, Commerce und Lifestyle. Im Rahmen der Marketing-Session zeigte Boi Rählert (Speicher&Consorten) zunächst neue Wege im Food-Marketing auf und regte so zum out-of-the-box thinking an. Im Anschluss daran stellten Alpro und SisterMag ihre Zusammenarbeit vor und machten damit auf die Chancen des Content Marketing mit digitalen Influencern aufmerksam.

Anschließend präsentierten Robert Walters (Cookbutler) und Sven Giebler (Chefkoch) in einem der fünf gleichzeitig stattfindenden Food Bar-Camps die neue Art des Einkaufens: das Rezept-Shopping. Ihre Kooperation ermöglicht es Chefkoch-Usern seit mittlerweile drei Wochen, alle benötigten Rezeptzutaten direkt bei Cookbutler zu bestellen und ist so ein weiteres Beispiel für die Verlagerung der Lebensmittelbranche zum E-Commerce.

Daraufhin lud das Food Genuss-Camp dazu ein, an diversen Live-Verkostungen teilzunehmen. Die Besucher konnten eine Reihe innovativer Konzepte kennenlernen, wie beispielsweise Koawach, ein kakaoartiges Getränk mit einer kaffeeähnlichen Wirkung, oder TeaTales, die dem Tee sein verstaubtes Image nehmen und ihn zum Lifestyle-Produkt der nächsten Generation machen wollen.

Als kleine Einstimmung auf den E-Food Start-up Pitch verbreitete Florian Falk (Just Spices) Gründerstimmung im Saal. So verglich er den Food-Bereich mit Fin-Tech, um zu verdeutlichen, welche positiven Veränderungen alleine in den letzten drei Jahren in der Branche stattgefunden haben. “Als Startup musst Du einfach Dinge testen, die andere für unmöglich halten!”

Die einstündige Mittagspause bot neben kulinarischen Köstlichkeiten des Caterers genug Zeit, sich in der Networking-Area untereinander auszutauschen und dabei an den verschiedenen Ständen neuartige Produkte zu probieren. Die Auswahl reichte von fettarmen Bio Frozen Yogurts für zuhause (Kissyo), über gesunde und kalorienarme Fertiggerichte von Kukimi (letztes Jahr teilnehmer des E-Food Blog Pitches) bis hin zum Reisgurt, dem weltweit ersten veganen Jogurt auf reiner Reisbasis.

Den Abschluss des Think Tanks bildete der Start-up Pitch, der es den drei diesjährigen Finalisten Frischlich, Mealy und MyFoodMap ermöglichte, ihre Geschäftsidee vor einer Jury aus Branchenexperten, E-Commerce Spezialisten und dem Fachpublikum zu präsentieren. In einem Stechen wurde schließlich MyFoodMap per Applausometer als Gewinner ermittelt und konnte sich über ein Mediapaket im Wert von 50.000 € von Chefkoch sowie einen Food-Processor von KitchenAid freuen. (Vorstellung der 3 Startups)

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es ein weiteres Mal gelungen ist, einen familiären Rahmen zu schaffen, in dem die Teilnehmer in entspannter Atmosphäre mit Experten diskutieren, spannenden Vorträgen lauschen und neue Denkanstöße gewinnen konnten. 

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