Boots dominiert den Apothekenversandhandelskanal in England

von Gastautor

Neben einer steigenden Anzahl an Supermarktapotheken ist der englische Apothekenmarkt vor allem durch marktbeherrschende Apothekenketten geprägt, die Top 3-Apothekenketten stehen derzeit für 30 Prozent des Marktumsatzes. Da beide Gruppen zudem vermehrt auch Versandhandelsapotheken betreiben, stellt sich die Frage, in welche Richtung sich der britische Apothekenmarkt künftig entwickeln wird, inwiefern Konsumenten bereit sind online einzukaufen und welche Einstellungen und Meinungen zu aktuellen Reformen im britischen Gesundheitssystem im Allgemeinen und zu Online-Apothekern im Speziellen bestehen.

Um diese und andere Fragen rund um den Apothekenmarkt in England zu beantworten, hat Sempora Consulting im Zeitraum März / April dieses Jahres zum zweiten Mal eine bevölkerungsrepräsentative Online-Befragung zum Konsumverhalten von 1.040 Verbrauchern durchgeführt.

Bei der ungestützten Markenbekanntheit konnten ca. zwei Drittel der Teilnehmer zumindest einen Versandhändler nennen. Boots wurde am Häufigsten von den Befragten genannt, mit einem Anteil von 65 Prozent konnte der Versandhändler im Vergleich zu 2012 sogar noch einmal über 20 Prozent zulegen. Lloyds landete mit 13 Prozent auf Platz 2, gefolgt von ChemistDirect (4 Prozent), Pharmacy2U (2 Prozent), Superdrug (2 Prozent) und Tesco (1 Prozent). Durch die dominante Position von Boots sowohl online als auch mit stationären Apotheken, kann kein Hersteller auf die Zusammenarbeit mit Boots verzichten.

"Zusätzlich verfügt Boots mit der Boots Advantage Card und mehr als 15 Millionen Kartenhaltern über die besten Shopper-Insights im Markt und nutzt diese gezielt zur Kundengewinnung", erläutert Tobias Brodtkorb, Managing Partner von Sempora Consulting.

Während der Online-Vertriebskanal zunehmend an Bedeutung gewinnt, 27 Prozent der Befragten nutzen im vergangenen Jahr aktiv das Angebot britischer Online-Apotheken (14 Prozent mehr als noch vor zwei Jahren), gaben 93 Prozent der Online-Shopper an auch in stationären Apotheken einzukaufen.

Obwohl "bessere Preise" (46 Prozent) und die "Direktzustellung" (32 Prozent) weiterhin wichtige Vorteile der Versandhandelsapotheken darstellen, wurde "Bequemlichkeit" erstmals als Hauptbeweggrund zum Online-Einkauf genannt. Trotz des Zuwachs ist davon auszugehen, dass sich die Wachstumsrate allmählich abschwächen wird: Im Vergleich zu 2012 planten nur noch 9 Prozent statt 14 Prozent der reinen Offline-Käufer in Zukunft Gesundheits- und Beautyprodukte über das Internet kaufen zu wollen. Nur noch 27 Prozent statt 36 Prozent der Online-Shopper gaben an, ihre Online-Einkäufe intensiveren zu wollen.

Die Einführung des elektronischen Rezepts 2012 stellt sicherlich einen weiteren Hauptgrund für das Wachstum der Online-Apotheken dar. Die elektronischen Rezepte ermöglichen es den Patienten je nach Wunsch die Rezepte über den behandelnden Arzt an eine stationäre Apotheke oder eine Versandhandelsapotheke übermitteln zu lassen. 74 Prozent der Teilnehmer gaben an, diese Möglichkeit der elektronischen Übermittlung in Anspruch nehmen zu wollen – 7 Prozent mehr als im Jahr der Einführung 2012. 28 Prozent antworteten, es unter Umständen in Anspruch nehmen zu wollen. Zudem wurde bereits 12 Prozent der Befragten ein elektronisches Rezept ausgestellt.

Im englischen Markt besteht eine generell hohe Affinität zum Online-Kauf von Unterhaltungsmedien und LEH-Produkten. Nach einem vergleichsweise zögerlichen Start im Gesundheitssektor, deuten die Ergebnisse der diesjährigen Sempora-Studie auf eine weiter steigende Affinität zum Online-Kauf von Medikamenten und Gesundheitsprodukten. "Der deutsche Markt kann viel von England lernen. Entsprechend bietet sich ein regelmäßiger Blick über den Tellerrand nach England für deutsche Unternehmen an", resümiert Brodtkorb.

Quelle: Healthcare Marketing, http://bit.ly/1lh4yAe, 19.08.2014.

 

Zurück